Ein Neubau als Neuheit
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Am 13. September diesen Jahres erteilte die Stadtverwaltung endgültig die Erlaubnis zum Neubau einer Moschee in der Georg-Schumann Straße. Pläne für den Neubau wurden bereits 2013 öffentlich und hatten breites öffentliches Interesse geweckt. Die Ausstellung der Baugenehmigung verzögerte sich dann, so mussten noch letzte Details an der Parkplatzsituation und dem Brandschutz geregelt werden. Bereits 2015 hatte sich ein Entwurf in einem öffentlichen Architektenausschreiben durch die Ahmadiyya Gemeinde durchgesetzt. Anhand des Entwurfs wurde der Bau der Moschee geplant.
Ahmadiyya Gemeinde
Die Gemeinde, welche den Neubau in Leipzig-Gohlis anstrebt ist die Ahmadiyya Muslim Jaamat, oder kurz Ahmadiyya Gemeinde. Die Ahmadiyya Gemeinde ist eine deutschlandweit aktive muslimische Gemeinde. Dabei versteht sie sich als Reformgemeinde im Islam, welche mehr Überschneidungen mit den Sunnitischen Glaubensrichtungen als mit den Schiitischen Glaubensrichtungen hat. Die Gemeinde bezeichnet sich selbst als "größte organisierte muslimische Gemeinde der Welt."
Der Neubau einer Moschee in Leipzig-Gohlis ist Teil des 100 Moscheen-Ziels, innerhalb dessen versucht wird, deutschlandweit 100 Moscheen zu erbauen. Wann genau die Grundsteinlegung zum Neubau stattfindet ist noch nicht bekannt.
Wir haben den Plan, dass wenn bald der Termin für die Grundsteinlegung feststeht, wir das in einer Pressmitteilung anküdigen und publik machen werden.
Umar Malik, Theologe und Imam der Ahmadiyya Muslim Jamaal Leipzig
Anfeindungen und Zuspruch
2013 kündigte die Ahmadiyya-Gemeinde Leipzig den Neubau einer Moschee in Leipzig-Gohlis an. Anfangs erhoben sich Gegenstimmen, Demonstrationen, auch ausgetragen von der NPD, fanden gegen den Neubau einer Moschee in Leipzigs Norden statt. Der traurige Höhepunkt war dann ein Anschlag auf das Baugelände, bei dem 5 Schweineköpfe aufgespießt vorgefunden wurden. Doch der Neubau wird auch von Initiativen wie weltoffenes Gohlis unterstützt, die in regelmäßig stattfindenden Treffen den Austausch zwischen religiösen Gemeinden fördern wollen und so auch versuchen, Fragen übereinander aus dem Weg zu räumen .
[Der Neubau] ist gut, weil es ein Ausdruck von gelebten Menschen- und Bürgerrechten auf Basis des Grundgesetztes ist. Die Mitglieder der Ahmadiyya Gemeinde sind keine in Gänze Fremde. Das sind unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger, unsere Partner.
Michael Wagner, Vorstandsmitglied „weltoffenes Gohlis“
Ein großes Thema im Viertel war zudem der Ruf des Muezzins. Der Muezzin ist ein Ausrufer im Islam, der die Muslime zu den fünf täglichen Gebeten aufruft. Die Sorge in Gohlis - Ruhestörung durch die lauten Rufe. Besonders im Angesicht einer kürzlich geführten Debatte in Köln, wo die Stadtverwaltung einem solchen Antrag stattgegeben hatte, gab es Bedenken. Die Stadtverwaltung in Leipzig räumte diese Bedenken jedoch aus dem Weg, die Gemeinde hatte einen solchen Ruf gar nicht beantragt. Zudem würden, sollte dieser Antrag gestellt werden, die Lärmschutz-Richtlinien eingehalten werden. Debatten, um die Lautstärke von Kirchenglocken wurden indes nicht geführt.
Sichtbarkeit muslimischen Lebens fördern
Bis zu 10.000 Muslim:innen leben nach Schätzungen der Stadtverwaltung in Leipzig. In 6 Moscheen beziehungsweise Gebetsräumen haben diese die Möglichkeit Gebeten nachzugehen. Diese Gebetsräume finden sich jedoch oft in Hinterhöfen wieder, oft werden zudem Privatwohnungen gemietet um Möglichkeiten der Zusammenkunft zu schaffen. Mit der neuen Moschee entsteht ein großes und öffentliches Gebäude, dass Muslim:innen der Ahmadiyya-Gemeinde, aber auch anderer Gemeinden, die Möglichkeit gibt, in einem extra erbauten Gotteshaus zu beten. Zudem läd die Gemeinde alle Interessent:innen ein, der Moschee einen Besuch abzustatten.
Den ganzen Beitrag könnt ihr in Folge 240 unseres Podcasts "Radio für Kopfhörer" nachhören:
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