Das Buch als Ort der Begegnung
Foto: Spector Books, Kraken Verlag, Grafik: Theresa Willkomm

Das Interview zum Nachhören:
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Die Buchstadt Leipzig befindet sich im Wandel. Neue und kreative Verlage – unter ihnen der Spector Books und der Kraken Verlag – siedeln sich an und brechen mit dem konventionellen Verlagsbild. Sie experimentieren mit ihren innovativen Ideen, wie der geteilten Autor*innenschaft und dem Buch als Bühne und als Ort der Begegnung.
Im Interview erzählen mir Jan Wenzel, Fraziska Reichert und Fabian Schwitter von ihren ganz eigenen Verlagspraxen.
Schnittpunkt von Kunst, Design und Literatur
Der Spector Books Verlag erprobt die Materialität, Gestaltung und den Inhalt des Buchkörpers neu. Der Körper des Buches soll als komplexes Zeichensystem über den Inhalt hinaus lesbar sein. Deshalb müssen bewusste materielle Entscheidungen getroffen werden. Dabei werden das Format, das Papier und die Art der Bindungen als ein Zusammenhang gesehen. Ihr Anspruch ist es, das Medium Buch in einem reflektierten Wechselspiel erlebbar zu macht.
Geteilte Autor*innenschaft
Es gibt keine Verleger, wir alle sind der Verlag.
Fabian Schwitter und Franziska Reichert, Kraken Verlag
Der Kraken Verlag denkt Literatur gemeinschaftlich. Das Büchermachen und insbesondere das Schreiben soll wieder vermehrt als kollektiver Prozess verstanden werden.
Die Buchprojekte werden in Workshops von der Idee bis zum fertigen Buch gemeinschaftlich angegangen und umgesetzt. Ihre Idee ist es, in Workshops zusammen zu arbeiten und so die Herstellung des Buches vorzufinanzieren, damit auch wirklich jedes Werk gedruckt werden kann. Die beiden Verleger*innen, Franziska und Fabian, sind mit den den Prozessen der Buchproduktion vertraut und geben ihre Kenntnisse und Fähigkeiten an alle Interessierten weiter.
Es entstehen ein ständig wachsendes Universum in der Zusammenarbeit.
Fabian Schwitter, Kraken Verlag
Digitalisierung und die Verlagswelt
Das Medium Buch ist in einer Weise zu gebrauchen, wie es eben gegenwärtig ist.
Jan Wenzel, Spector Books
Das Buch passt sich an die Zeit und die kulturellen Umstände an und wird immer wieder neu interpretiert. Sich als Verlag heute neu zu orientieren, ist aus diesem Grund eine Herausforderung vor der auch Jan Wenzel und Spector Books stehen.
Ich denke, dass wir in einer Zeit leben, wo es sicher notwendig ist, neu zu denken.
Wie wollen wir produzieren? Wie wollen wir leben? In diesem Zusammenhang ist auch ein Verlag vor der Aufgabe, neu zu überlegen, wie wollen wir Bücher machen und wie wollen wir mit Büchern leben?
Jan Wenzel, Spector Books
Franziska Reichert sieht das Problem vor allem darin, dass standardisierte Workflows in den Verlagen wenig Raum für Austausch und Gemeinschaftlichkeit in der Buchproduktion lassen. Ihr fällt auf, dass immer mehr Autor*innen, vor allem im Bereich des Self-Publishings, den einzelnen Prozessschritte der Buchproduktion verunsichert gegenüberstehen. Der Kraken Verlag möchte dem entgegenwirken und als Netzwerk agieren, in dem alle an den Entscheidungprozessen teilhaben, um so ein Lernen möglich zu machen.
Die Zukunft des Buches
Jan Wenzel hat höchstes Vertrauen in das Medium Buch. Es ist das robusteste kulturelle Transportmittel und es hat sich eine vollumfängliche Infrastruktur, mit Bibliotheken und Archiven etabliert.
Inhalte können in Form von Büchern auch 40 oder 50 Jahre nachdem sie gedruckt wurden, gelesen werden. Bücher haben Zeit und können warten, bis sie jemand greift.
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