Wenn die Work-Love-Balance stimmt
Foto: Pressefreigabe Bella Union

Die Liebesgeschichte von Eliza Bagg und Oliver Hill fängt fast schon ein bisschen kitschig an: Die beiden lernen sich in einem Streichquartett während ihres Studiums in Yale kennen. Dort frönen die aufstrebenden Kreativen nicht nur ihre Liebe zu Saiteninstrumenten, sondern beginnen auch, sich füreinander zu begeistern. Das Paar zieht nach Brooklyn, New York und trifft auf seine zukünftigen Bandkollegen: Nolan Green, Austin Vaughn und Ian Romer. 2015 markiert das das Geburtsjahr von Pavo Pavo, schon ein Jahr später feiert ihr Debütalbum seine Veröffentlichung. „Young Narrator in the Breakers“ heimst Lob von den renommiertesten Musikmagazinen ein: Pitchfork, The Guardian und die New York Times schreiben Pavo Pavo eine Lobeshymne nach der anderen, Stereogum bezeichnen ihren Sounds als „schwerelose Popmusik, die sich anhört, als wäre sie aus einer schimmernden, utopischen Zukunft gebeamed worden“.
Die Realität ist für Pavo Pavo aber alles andere als utopisch. Nach nur über drei Jahren Bandgeschichte und mehrfachem Besatzungswechsel zerbricht schließlich auch die sechsjährige Beziehung von Bagg und Hill. Statt Rosenkrieg, Bandauflösung oder den altbekannten Revenge-Songs konzentrieren sich die beiden aber lieber auf das, was sie nach wie vor zusammenhält: ihre Liebe zur Musik und der gegenseitige Respekt voreinander. Sie schreiben ihr Trennungsalbum - gemeinsam und umwerfend.
Wenig geschrieben, viel gesagt
Seit dem 25. Januar steht „Mystic Hour“ in den Plattenläden, ein Fenster in eine beneidenswert erwachsene Liebe und ihr Ende. Bagg und Hill sind meist abwechselnd Leadgesang der Tracks, manchmal singen sie gemeinsam. Wirkliches Duett-Flair kommt dabei nicht zustande; es wirkt vielmehr, als würden sie jeweils ihren Part der Geschichte erzählen. Die Lyrics sind größtenteils vage getextet, schaffen es dabei aber trotzdem, aussagekräftige Bilder und Emotionen zu vermitteln. So auch im Opener und Titelsong „Mystery Hour“:
Between us a marathon
I've learned the hard way
Love is to save our love by strength
Mon chérie I'm designed to be unsatisfied
- Pavo Pavo mit „Mystery Hour“
Seichter Beach-Pop, griffige Bässe
Trotz der ernüchternden Thematik halten Pavo Pavo an ihrem smoothen, funkelndem Space-Pop fest. In „Mon Cheri“ vereinen sie brummende mit zwitschernden Synthies, was am Ende bunt und trotzdem erdig klingt. „100 Years“ punktet mit 70er-Jahre-Charme gepaart mit modernen Beats und in „Check The Weather“ oder „Close To Your Ego“ beweist das Duo sein Händchen für subtile, aber verführerische Basslinien. In „Around, Part 1“ macht der gut gelaunte Party-Bass sogar noch Platz für ein paar Streicher.
Elf Songs gibt's auf „Mystery Hour“ zu Hören und alle klingen sie ein bisschen zu gut gelaunt, um auf einem Trennungsalbum zu landen. Ein Kontrast, der wie jeder andere in der Musik von Pavo Pavo eher neugierig macht, als zu verwirren.
Zwischen den Zeilen steht das Meiste
„Mystery Hour“ ist ein schneller Genuss, der sich mit seinen knapp 32 Minuten Spielzeit nicht mit großartigen Spielereien aufhält. Ausgefahrene Krallen gibt's nicht, weder musikalisch noch textlich. Der Pop von Pavo Pavo ist sanft - besonders zu seinen Bandmitgliedern. Genau da liegt der Trick: Perfekt arrangierten Synthies und catchy Basslinien sind sicherlich hilfreich auf dem Weg zu einem bemerkenswert guten Pop-Album. Das Geheimnis von Pavo Pavo ist aber (so schnulzig das auch klingen mag) ihre unerschütterliche Freundschaft - und der haben Eliza Bagg und Oliver Hill mit „Mystic Hour“ ein kleines, aber starkes Denkmal gebaut.
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