Über den Pathos des Kannibalismus
Foto: Michael Buchweitz

Im Jahr 2001 hat der Deutsche Armin Meiwes einen anderen Mann in dessen Einverständnis getötet und Teile seines Körpers eingefroren, um danach noch eine Zeit lang von ihm essen zu können. Das Thema Kannibalismus spielt auch in Yves Petrys Roman eine große Rolle. Der unscheinbare, zurückgezogene Marino lernt den depressiven Bruno kennen, der mit dem Gedanken spielt, Selbstmord zu begehen und auf eine besondere Art und Weise sterben zu wollen.
Eine neue Perspektive
Er und Marino haben eine ganz besondere Beziehung zueinander und deshalb bittet Bruno ihn darum, ihn zu töten und Teile von ihm für den Verzehr einzufrieren. Marino geht darauf ein, wird für seine Tat allerdings verhaftet, sitzt nun im Gefängnis und schreibt alles auf. Dabei handelt es sich nicht um seine eigenen Gedanken, sondern um die von Bruno Klaus, dessen Stimme in Marinos Gedanken zu ihm spricht. Das Buch ist aus der Perspektive des bereits verstorbenen Opfers geschrieben, Bruno erzählt von seinen Gedanken und seiner Vergangenheit, aber auch von der Vergangenheit Marinos und vor allem von deren gemeinsamer Geschichte.
Anspruchsvoll aber trotzdem verständlich
Yves Petry hat einen tiefgründigen und anspruchsvollen Roman geschaffen, welcher dem Leser vollkommen neue Sichtweisen ermöglicht und das Schreckliche, was im Buch passiert, auf einmal gar nicht mehr so schrecklich und bizarr erscheinen lässt. Die Erzählperspektive des Romans ist sehr geheimnisvoll und rätselhaft und die Geschichte der beiden Männer ist sehr packend. Yves Petry hat in einer gehobenen Sprache geschrieben, es kommen häufiger Gedankensprünge vor, trotzdem ist der Roman leicht zu verstehen.
Für seinen Roman erhielt Yves Petry 2011 den niederländischen Libris Literaturpreis und konnte mit ihm seine erste Übersetzung ins Deutsche feiern.
Auf dem Roten Sofa
Petry war es vor allem wichtig, die Geschehnisse aus der Sicht des Opfers zu beschreiben. Es gebe schon viele Roman aus der Sicht von Kannibalen, aber, seines Wissens nach, keines aus Opfersicht. Über den Fall habe er sich aber nicht weiter informiert, als das, was in den Zeitungen stand. Für seinen Roman sei das aber auch nicht wichtig gewesen. Er habe die Geschichte nur als Inspiration benutzt.
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