Traumreise
Foto: Sandra Ludewig

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Die Blätter werden bunt, die Tage werden kürzer und die Temperaturen sinken unter 0 Grad. Klar, dass sich da einige Menschen gerne zuhause einschließen würden. Die Band Marbert Rocel hat das das letztes Jahr über auch getan. Sie haben sich in ihrem Studio im Leipziger Westen einquartiert und dort ihr viertes Album fertiggestellt. „In The Beginning“ erscheint zum richtigen Moment. Marbert Rocel entführen in zwölf Songs in eine klangvolle Traumwelt, die zum Herbst nicht besser passen könnte.
Viel Abwechslung
Auf dem Album gibt es sehr viele verschiedene Töne zu hören. Dabei sind Marbert Rocel eigentlich nur zu dritt. Um die Produktion und die diversen elektronischen Laute kümmern sich Malik und Panthera Krause. Sängerin Spunk steuert ihre märchenhafte Stimme bei. Getragen werden die Songs meist von einem E-Piano, einem Synthesizer-Bass und einem Schlagzeug, verfeinert mit unterschiedlichen Soundflächen oder auch mal einem Saxophon wie in „Always On My Mind“. Dadurch entsteht viel Abwechslung und trotzdem lässt sich eine klare musikalische Linie erkennen, die sich durch das gesamte Album zieht.
Mit „80 Horses“ beginnt das Album relativ ruhig. Der Song ist sehr minimalistisch und sphärisch und sorgt damit für einen sanften Einstieg in die Traumwelt, die Marbert Rocel dem Hörer bietet. „In The Beginning“ macht vor allem als Gesamtkunstwerk Sinn. So kommen vor allem die langsameren Songs wie eben „80 Horses“ oder „Up To You“ in der Dramaturgie des Albums besser zur Geltung. Auf der Reise darf natürlich auch nicht auf Tanzschuhe verzichtet werden. „Unwillingly Close“ zum Beispiel ist ein verträumtes Lied, das zum Mitwippen und Tanzen anregt. Zudem kann das Leipziger Trio auch noch Ohrwürmer schreiben. Der Refrain von „Me, Myself & I“ – ein vom Disco-Funk angehauchtes Lied – geht einem so schnell nicht mehr aus dem Kopf. Der Song ist übrigens der einzige, in dem eine leise Gitarre vorkommt. Ansonsten verzichten Marbert Rocel vollkommen auf das 6-saitige Zupfinstrument. Das Herzstück des Albums ist das über fünf Minuten lange „Make Me Walk“. Spunks schöne Stimme und ein tanzbarer Beat, der durch sphärische Passagen unterbrochen wird. Ein weiteres Highlight ist der Closer „With Your Love“, der das Album ähnlich ruhig abschließt, wie es beginnt. Nach knapp 53 Minuten hat der Hörer auch einiges durchlebt. Auffallend ist, dass kein Song negativ im Ohr hängen bleibt. Selbst etwas plätschernde Lieder wie „Dance Slow“ passen gut ins Gesamtbild.
Fazit
Marbert Rocel liefern ein sehr starkes viertes Album ab, das den Hörer vollkommen in seinen Bann ziehen kann. Verspielte Sounds, die besonders schöne Stimme von Spunk sorgt für ein sehr homogenes Werk, in dem trotzdem jeder Song seine Eigenständigkeit hat. Ob zum Träumen oder zum Tanzen, „In The Beginning“ ist in diesem Herbst eine der Platten, die uns vor der Winterdepression bewahrt.
Till Bärwaldt

Foto: Till Bärwaldt
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