Subkultur im Familienidyll
Foto: Paul Hildebrand

Subkultur im Leipziger Norden? Zugegeben, das alternative Gohlis drängt sich nicht auf. Es versteckt sich hinter tristen Fassaden und in Hinterhöfen. So auch das Wächterhaus in der Delitzscher Straße. Hier erhalten Kulturschaffende die Bausubstanz des ansonsten leer stehenden Gebäudes. Im Gegenzug stellt ihnen die Leipziger Wohnungsgenossenschaft günstigen Arbeitsraum zur Verfügung. Im Laufe der Zeit haben sich mehrere Ateliers, ein Tanzstudio und eine Fahrradwerkstatt angesiedelt.
Neues Leben durch Kultur
Sophia Schetelich will etwas Farbe in das Viertel bringen. Sie betreibt im Erdgeschoss ein bewegungstherapeutisches Tanzstudio: das Kulturlabor. Mit Tanz-, Text- und Theaterworkshops wendet sie sich vor allem an Familien mit Kindern und trifft damit den Gohliser Nerv. Die Resonanz macht ihr Mut. Wächterhäuser sieht sie als Chance, Häuser und Räume zu erhalten und neu zu beleben. Der Einfluss auf die umliegenden Straßen sei deutlich spürbar und auch die Anwohner würden Notiz von den Künstlerinnen und Künstlern nehmen, so Sophia Schetelich.
Dieser Optimismus wird jedoch nicht von allen Beteiligten geteilt. Die Keramikerin Theresa Bogdahn schätzt die Wirkung des Wächterhauses auf das Umfeld als begrenzt ein. Das Tanzstudio sei zwar erfolgreich, die Arbeit der übrigen Künstlerinnen und Künstler werde jedoch kaum wahrgenommen. Auch die Mietpreise sind Thema im Chausseehaus. Lars, Betreiber einer kleinen Fahrradwerkstatt im Keller des Gebäudes, sieht hier keine Spielräume. Schon jetzt müssten sich viele seiner Kollegen mit steigenden Preisen arrangieren und die nächsten Mieterhöhungen seien im Gespräch.
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