Salad Days are gone
Foto: Captured Tracks

Mac Demarco trägt ein verwaschenes Shirt, sein ungekämmtes Haar unter einer Basecap versteckt und ein breites Grinsen im Gesicht. In seiner übergroßen Zahnlücke klemmt eine Zigarette der Marke „Viceroy“, der er mal einen Song gewidmet hat, die „Ode to Viceroy“. Würde man ihn nach seinen Twitter-Fotos beurteilen, könnte man meinen, Mac DeMarco habe sein Jugendzimmer noch nie verlassen.
hey y'all, just having a smoke pic.twitter.com/iYbZPfZm
— Mac DeMarco (@Msldemarco) 23. Februar 2012
Take it slowly, slacker!
Der schludrige Look und seine teenagerhafte Haltung zwischen Augenzwinkern und Achselzucken haben dem 23-jährigen Kanadier recht schnell den Ruf eines „Slackers“ eingebracht – und damit auch Vergleiche mit dem frühen Beck, dem Slacker-Prototyp der Lost Generation der 90er Jahre.
20 Jahre nach Becks „Loser“ rät DeMarco den hektischen Karrierekindern einer Leistungsgesellschaft auf seinem neuen Album „Salad Days“, es ruhig angehen zu lassen: „You’re better off dead, when your mind’s been set from nine until five / How could it be true, well it’s happened to you, so take my advice / And take it slowly, brother“.
Die im Mid-tempo daherwabernde Gitarrenmelodie und der leicht lethargisch klingende Gesang bestimmen nicht nur die zweite „Salad Days“-Single „Brother“, sondern sind die Grundzutaten für den Sound des Multiinstrumentalisten mit der 30$-Gitarre, der seine Wohnung auch zum Aufnehmen nicht verlassen muss. Wie die vorhergegangenen Alben, die er unter dem Namen „Makeout Videotape“ in Eigenregie veröffentlichte, und seine beiden letzten, unter eigenem Namen bei Captured Tracks erschienenen Platten, hat DeMarco auch „Salad Days“ wieder im heimischen „Jizz Jazz“-Studio aufgenommen und abgemischt.
Grow up, mannish boy!
DeMarcos „Jizz Jazz“ setzt sich auf „Salad Days“ aus elf sparsam instrumentierten aber melodischen Songs zusammen, die mal von einem gemächlich groovenden Bass („Goodbye Weekend“) , mal von einer schlingernden Keyboardmelodie umspielt werden („Chamber of Reflection“, „Passing out Pieces“).
Große musikalische Experimente wagt DeMarco auf seinem neuen zwar Album nicht, beweist dafür aber ein Händchen für unbeschwerte Melodien und leichtfüßiges Songwriting. Dazu erzählt er Geschichten vom Erwachsenwerden. “As I’m getting older, chip up on my shoulder…“ heißt es im titelgebenden Albumopener und „Salad Days are gone“. Der Feststellung, dass die unbeschwerten Jugendtage vorbei sein sollen, werden dann aber auch gleich muntere lalalalalas entgegengesungen. Ernst wird es also dennoch nicht und so klingt selbst der Blues viel zu gelassen für schwermütige Stimmung: „Blue boy, worried about the world's eyes / Worried every time the sun shines / Worried about his haircut / Calm down, sweetheart, grow up“ („Blue Boy“).
Mit "Salad Days" liefert der „mannish boy“ und ewige Kindskopf DeMarco ein Album vom älter, nicht aber unbedingt vom erwachsen werden und ein Plädoyer für Slacker-Frohsinn und unbekümmerte Unangepasstheit. In diesem Sinne: calm down, take it slow, go easy.
Im Beitrag angespielte Songs: Beck - Loser (Mellow Gold, 1994, DGC Records/Universal), Mac DeMarco - Viceroy (2, 2012, Captured Tracks), Salad Days, Blue Boy, Brother (Salad Days, 2014, Captured Tracks)
Mac DeMarcos Album „Salad Days“ ist am 1. April 2014 bei Caprured Tracks erschienen. Tipp: Npr.org streamt Salad Days derzeit in voller Länge.
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