Pixel und Daten statt Druckerschwärze
Foto: Elisa Marie Rinne

Völlige Selbstaufgabe und unbezahlte Praktika – viele Leute sind der Meinung, dass ein Journalistikstudium vor allem darauf vorbereiten soll. Andere sagen, dass Praxisbezug ein wichtiger Punkt in der Ausbildung sei. Dieser fehlte vielen Studierenden zufolge in der Leipziger Journalistik. Im letzten Jahr wurde die Unzufriedenheit dann auch in den Bewerberzahlen deutlich. Seit 2014 hat sich die Zahl immerhin halbiert. Die Folge: Ein Einschreibestopp für das Wintersemester 2017.
Wie es danach weiterging und wie der Studiengang wieder attraktiver werden soll, hören Sie im Beitrag:
Die neu eingesetzte Reformkommission bestand aus Mitgliedern der Fakultät für Philosophie und Sozialwissenschaften und des Instituts für Kommunikations-und Medienwissenschaft. Innerhalb der Kommission wurden sieben mögliche Szenarien diskutiert – der Datenjournalismus setzte sich durch. Dabei blieb es jedoch nicht, wie Jun.- Prof. Markus Beiler, erklärt. Er ist zuständig für den neuen Master:
Wir haben in der Kooperation mit der Informatik gesehen, dass wir mit diesem Studiengang sehr viel mehr machen können, als nur Datenjournalismus.
Jun.- Prof. Markus Beiler
Praktische Erfahrung im Vorfeld nötig
Der Plan der Reformkommission sieht drei Kernbereiche vor. Zunächst werden in den ersten Semestern journalistische Grundlagen gelegt. Dabei geht es unter anderem um Darstellungsformen, aber auch rechtliche und ethische Bedingungen.
Beiler betont allerdings dass der Studiengang keine elementare Kenntnisse, wie z.B. das Schreiben eines Artikels, abdecken könne. Die Bewerber müssten praktische Erfahrung mitbringen.
Digitale Medien und Sozialforschung
Neben der journalistischen Ausbildung sollen die Studierenden auch im Bereich Sozialforschung geschult werden, so Prof. Christian Pieter Hoffmann, Direktor am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft.
Ein weiterer und entscheidender Punkt in der Ausbildung ist die Informatik. Laut der Reformkommission wird der Umgang mit Datenbanken und digitalen Medien immer wichtiger. Daher sei auch die Ausbildung in diesem Bereich sehr wichtig. Durch den Informatikanteil wurde aus dem bisherigen Master of Arts auch ein Master of Science.
Das "Ende der Leipziger Journalistik"?
Professor Thomas Hofsäss ist Prorektor für Bildung an der Uni Leipzig. Er lobt die Zusammenarbeit der Kommission mit dem Rektorat. Er räumt trotzdem ein, dass die Reform nicht ohne Kritik durchgesetzt wurde:
Das war nicht von Anfang an in Konsens, aber wir lieben ja den Diskurs und sind zu einer Lösung gekommen – Chapeau an die Institute.
Thomas Hofsäss, Prorektor für Bildung an der Universität Leipzig
Gegenwind gab es in den letzten Monaten von Marcel Machill, Professor für Journalistik an der Universität. Noch im Juli, kurz nachdem die Idee „Datenjournalismus“ an die Öffentlichkeit ging, verkündete auf seinem Blog das „Ende der Leipziger Journalistik“. Er selbst war heute nicht für ein Interview zu erreichen, in der Präsentation des neuen Konzepts wurde allerdings angesprochen, dass er an dem Master nicht beteiligt sein wird.
Die Reform soll bis zum Wintersemester 2018 umgesetzt werden.
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