Oh, Du süße Unabhängigkeit!
Red Light Management

Das zweite Album gilt gemeinhin als das schwerste, weil spätestens da der Leistungsdruck deutlich spürbar wird. Für Larkin Poe hingegen war‘s eher die fünfte Platte, die Zähneknirschen bereitet hat. Vorgänger „Venom & Faith“ schlug zwei Jahre vorher merklich ein und verschaffte dem Schwesternpaar sogar eine Grammy–Nominierung. Statt in kopflose Panik und Anbiederungsversuche zu verfallen, hieß es für Rebecca und Megan Lovell erstmal durchatmen. Sie zogen sich zurück, spitzen die Feder und schrieben in aller Ruhe an „Self Made Man“.
Die elf Songs stehen alle im Zeichen der Befreiung: von Erwartungen, vom Leistungsdruck, von Zwängen und Vorurteilen. Larkin Poe haben sich in zehn Jahren Karriere viel gelernt und sich freigespielt. Sie schreiben und produzieren die neue Platte aus Überzeugung komplett alleine — und machen ihrem „Self Made Man“ damit alle Ehre.
Was zählt, ist die Einstellung
Zwischen Blues– und Southern–Rock wollen die Schwestern ihre Südstaaten–Heimat vertonen, ohne dabei angestaubt oder klischeehaft zu klingen. Das klappt nicht immer, schließlich sind Songs wie „Ex–Con“ oder „Easy–Street“ klassische Casino–Mitklatscher. Wirklich übel nehmen muss man die der Platte aber nicht.
„Self Made Man“ hat ein einnehmendes Selbstbewusstsein und weiß dieses auch zu präsentieren. Treibende Beats („Holy Ghost Fire“), hochkarätige Riffs („She‘s A Self Made Man“) und imposante Gitarrensoli („Every Bird That Flies“) verhelfen ihm zu einem haushohen Charme. Wichtigstes Werkzeug dabei: Megan Lovells Slider–Gitarre und die ausgeprägte „Don‘t fuck with me“–Attitüde der Geschwister.
Grantige Romantik
Das fünfte Album reiht sich problemlos in die Vita Larkin Poes. Es zeigt deutlich die musikalischen Wurzeln der US–Amerikanerinnen. „Self Made Man“ steckt voller Coolness und leicht grantiger Südstaatenromantik, die zwar manchmal ein bisschen vorhersehbar sein kann, aber niemals keinen Spaß macht.
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