Mehr Alptraum als Traum
Foto: Patrick Herzog

„Es ist mehr als Alptraum als Traum“. So lautet der Opener ihres zweiten Albums „Fun“. „Die Nerven“ sind für manche in der Tat ein ohrenbetäubender Alptraum. Für andere sind sie jedoch ein lärmender Traum. Für die einen ist die Wut in ihren Songs von mitreißendem, ja existentiellem Charakter. Anderen geht die Band mit ihrer Nörgelei, ihrer Paranoia und ihrem Angekotzsein eher auf den Geist. Aber da ehemals ähnlich polarisierende deutschsprachige Bands wie Tocotronic längst in biederer Langeweile angekommen sind, müssen die krachend schiefen Akkorde der Nerven-Gitarren eigentlich zu neuem Hochgefühl verhelfen.
Im Oktober haben die drei Musiker aus Esslingen bei Stuttgart ihr drittes Album „Out“ veröffentlicht. Mit „Out“ verschwindet auch der letzte Lo-Fi-Charakter aus dem „Die Nerven“-Sound. Das Album ist schlichtweg besser produziert. Das lockert die Songs auf und gibt ihren Strukturen mehr Raum. Instrumentale Teile können sich auf einmal entfalten, Gesang und Gitarren rennen nicht mehr gegeneinander an.
„Kein Ausweis, Keine Schlüssel, denn ich will nichts verlieren“.
Die Nerven - Die Unschuld in Person
Im Gegenteil, die Nerven gewinnen mit diesen zehn neuen Songs. Jedem wohnt ein Highlight inne. Hier ein lauter Knall, da eine kratzende Textzeile. Die Nerven kotzen sich weiter aus. Der Auftrag dabei scheint klar: Mehr Träume als Alptraum zu entlarven! Gegen Gartenzwerge und Reihenhäuser, gegen einmal im Jahr vierzehn Tage Malle.
Kommentieren