Lost In Translation
Foto: Ren Hang

Als wahrscheinlich jetzt schon international erfolgreichste Band Chinas bleibt die Musik dennoch auf dem Boden. Es geht um Liebe, Tanz, natürlich um Drogen und um Mann und Frau in der modernen Gesellschaft. Und so klingt es auch. Verletzungen und Ängste äußern sich nicht nur in den melancholischen Klängen und der düsteren Stimmung der Lieder des Debutalbums der Band, sondern auch in immer wieder auftauchenden Klängen und Schreien, die diese hypnotisierenden Melodien unterbrechen. Ganz anders als die sonst eher an Süßigkeiten erinnernde Musik, die man aus China kennt. Die rauchige Stimme der Sängerin klingt über diesen Tönen wie eine Scarlett Johansson in Lost In Translation. Teils lieblich, kindlich. Teils sehnsüchtig und verwirrt. Und dann wieder sexy, vulgär böse. Irgendwie angenehm, aber dann trifft es wieder so tief, dass es fies wird.
Das Geheime der Eingangstöne wird stets entweder durch elektronische Klänge verschärft, von der Stimme der Sängerin unterbrochen oder bis ins Extreme verzerrt. Ein Exzess und die Konsequenzen. Angenehm zu hören sind die Songs dabei trotzdem. Ob durch die liebliche Stimme, eine verspielte Melodie oder komisch wirkende Effekte, die Lieder versprühen eine gewisse Ruhe und Selbstgewissheit, indem sie das Böse nicht verstecken. Es wird natürlicher Bestandteil der Melodie und betört dabei umso mehr. Viel Gesang und Text ist dabei nicht nötig. Das eine oder andere Lied besteht fast nur aus Melodie, dann wieder ein überraschend auftauchender Refrain, der die Spannung löst. Oder ein paar Überbleibsel die an die chinesische Fernsehkultur erinnern: verrückt klingende Stimmen im off. Nichts erschreckt, aber alles überrascht. Obwohl sich das grundsätzliche Gefühl des Albums eher wiederholt, lebt das Album von den kleinen Veränderungen innerhalb der Lieder und langweilt nicht.
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