Lollapalooza, Lollapalooza, Lollapalooza
Das Lollapalooza begann 1991 als Festivalreihe in den USA, hat sich dann aber den Grant Park in Chicago als Heimathafen ausgesucht. Heute zieht es Besucher aus der ganzen Welt an. Bisher hat es das Konzept schon nach Südamerika geschafft. Seit letztem Wochenende ist der Weg für Europäer nicht mehr ganz so weit. Das Lollapalooza feierte Europa-Premiere in Berlin.
Isabel Woop & Lisa Tuttlies
Eine Bunte Mischung
Das Lollapaloza ist bekannt für sein großes Star-Aufgebot. Und auch in Berlin haben sich große internationale Künstler und einige der bekanntesten Berliner Bands auf zwei Mainstages das Mikro in die Hand gegeben. Während Macklemore und Ryan Lewis oder Muse in den Flieger steigen mussten, um eine der großen Bühnen zu bespielen, mussten Seed oder die Beatsteaks nur mal eben kurz um die Ecke biegen. Bei der Zusammenstellung des Line Ups haben sich die Organisatoren nicht an Genre oder Art der Musik orientiert. Musikalisch war von Elektro, über Pop und Hip Hop, bis hin zu Rock alles vertreten. Besonders viel Aufregung erzeugte der Auftritt der Libertines. Die Band hatte zwei Tage zuvor ihre Auftritte in England aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen und so wusste bis zur letzten Minute niemand, ob die vier Briten es auf die Bühne schaffen würden. Wie sich herausstellte, gab es keinen Grund zur Sorge. Die Libertines haben ihr Konzert sogar inklusive Zugabe gespielt. Unser persönliches Highlight war der Auftritt der Beatsteaks. Sänger Arnim schafft es einfach ohne großes Kostüm oder viel Tam Tam eine unglaubliche Stimmung zu erzeugen. Von Circlepit bis Crowdsurfing war alles dabei. Der Auftritt beim Lollapalooza war für die Berliner Jungs auch vorerst der letzte auf einem Festival. Für jemanden, der sich intensiv mit dem Musikgeschehen befasst, gab es kaum einen unbekannten Namen. Doch mit Bands wie Tame Impala, den Glass Animals oder Wolf Alice dürften einige der Lollapalooza-Besucher auf jeden Fall überrascht worden sein.
"Mit dem Alter wächst man auch an sich selbst"
Überrascht hat auch die Newcomer Band RAZZ, die am Samstag das Festival eröffnen durfte. Wir haben zwei der vier Jungs aus dem Emsland getroffen und eine Runde mit ihnen geplaudert.

Foto: Isabel Woop
Isabel Woop
"We can't do a Taylor Swift and say Spotify is not fair"
Auch Ellie, Joel, Theo und Joff der Band Wolf Alice haben mit uns über ihre Musik und über aktuelle Entwicklungen in der Musikindustrie gesprochen.

Foto: Lisa Tuttlies
Lisa Tuttlies
"Fans First Forever - FFF"
Neben den beiden jüngeren Bands, haben sich auch zwei Musiker Zeit für uns genommen, die schon länger im Geschäft sind. Al und Felix der Band Hot Chip haben uns verraten warum sie auch nach zwölf Jahren immernoch zusammen Musik machen und was junge Bands wie RAZZ oder Wolf Alice beachten sollten wenn ihr Hobby zum Beruf wird.

Foto: Lisa Tuttlies
Lisa Tuttlies
Be different, be alternative?
Was ist eigentlich alternativ? Für einige meint "alternativ" nur eine Art von Musik, während das für andere einen ganzen Lebensstil bezeichnet. Auf der offiziellen Pressekonferenz des Lollapalooza beschrieb Gründer, Perry Farrell sein Festival als total alternativ und nicht kommerziell. Dass diese Aussage kritische Rückfragen mit sich gebracht hat ist nicht verwunderlich. Mit dem "Grünen Kiez" als kleine Welt innerhalb des Festivals haben die Organisatoren, nach eigenen Angaben, versucht ein "bisschen mehr Berlin" in das Gelände zu bringen. Von Informationsständen für Tierschutz oder Nachhaltigkeit, bis hin zu veganem Essen wurde hier alles integriert. Ein Festival, das sich große Wirtschaftspartner wie Zalando ins Boot holt und eine Bühne nach seinem Gründer benennt, auf der er selbst dann auch noch auftritt ist wohl trotzdem ziemlich kommerziell. Mit veganem Essen und Möbeln aus Europaletten ist es nicht getan.

Foto: Lisa Tuttlies
#hungrypeoplepeeingeverywhere
Eine Premiere erregt natürlich viel Aufmerksamkeit und weckt hohe Erwartungen. Da muss man die Besucher garnicht großartig fragen was ihnen nicht passt. Am Samstag hatten die Organisatoren einige Schwierigkeiten, für die es auf sämtlichen Social Media Kanälen Kritik hagelte. Erstens waren die Wartezeiten in der Gästelistenschlange viel zu lang. Zugegeben, das ist wohl eher ein Luxusproblem! Wie kam es dazu? Das W-Lan hat gestreikt und so die Registrierung der Tickets verzögert. Zweitens gab es viel zu wenige Toiletten. Drittens waren die Fressbuden zwar sehr liebevoll ausgewählt aber nicht auf 50.000 hungrige Festivalbesucher vorbereitet. Ob sich zwei Stunden Wartezeit für einen Lachsdöner lohnen, musste definitiv abgewogen werden. Die Organisatoren des Lollapalooza haben sich dem Problem aber angenommen und so sind am Sonntag auch die Facebook-Kommentare deutlich besser ausgefallen. Musikalisch haben wir nur gut gestimmte Menschen erlebt.
Einfach klein sein
Eine große Besonderheit des Lollapalooza war das Kidzapalooza, eine Art Kinderspielplatz auf dem Festivalgelände. Dort durften sich nur Eltern mit Kind aufhalten. Neben zahlreichen bunten Girlanden und Dekorationen hingen an allen Ständen und Ecken "Kinder vor!" und "Kinder zuerst!" Schilder. Soll heißen: keine langen Wartezeiten für Getränke oder Pommes. Neben dem eigentlichen Line-Up, wurde hier eine Traumwelt für Kinder, mit eigenem Bühnenprogramm und Bands wie Deine Freunde oder Eule findet den Beat erschaffen. Außerdem gab es unter anderem ein Fußballfeld, eine Skaterampe, Seifenblasen, einen Artistik- und einen Kapoera Workshop und als Highlight den Auftritt von Bummelkasten mit einer Klopapierrollenschlacht. Insgesamt wurde das Kidzapalooza scheinbar sehr gut angenommen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sich das gesamte Festivalprogramm auf den Tag beschränkt hat und so auch viele Familien mit Kindern dort waren. Vor Ort haben wir mit einigen Verantwortlichen und auch mit Besuchern gesprochen.

Foto: Isabel Woop
Fazit: Familienfest statt Festival
Insgesamt hatten wir eine wirklich gute Zeit. Das lag wahrscheinlich zum größten Teil am festivalgeprobten Line-Up. Damit wiegten sich die Veranstalter zwar auf der sicheren Seite, trotzdem war das Programm dadurch keinesfalls langweilig. Der alte Flughafen wurde leider nur sehr spärlich in den Festivalaufbau integriert. Tagsüber wirkte das Gelände zusammengewürfelt und erinnerte so eher an einen Jahrmarkt. Nachts verschmolz das Lollapalooza allerdings in einem Meer aus Lichtern und zeigte sich in einem viel schöneren Kleid. Mit Artisten in erleuchteten Kostümen, die auf dem Gelände umhertanzten und sich gerne von den Besuchern beobachten und fotografieren ließen und vielen kleinen Ecken in denen man sich gegebenenfalls sogar zurückziehen und dem Konzert seiner Wahl lauschen konnte. Es ist nicht einfach ein Konzept, das in den USA hervorragend funktioniert, genau so in Deutschland etablieren zu wollen. Letztendlich erinnerte die Europa-Premiere des Lollapalooza eher an ein großes Familienfest als an ein Festival im herkömmlichen Sinne.

Foto: Isabel Woop
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