Forschung abseits der Labore
Foto: Oliver Machate

Oliver ist Doktorand am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, kurz UFZ, und untersucht, inwiefern Bergseen durch Schadstoffe belastet sind. Wie das genau abläuft, welche Herausforderungen dabei auftreten und warum Forschungsexpeditionen dennoch eine Erfahrung wert sind - darüber haben wir mit ihm gesprochen.
In einem kleinen, französischen Dorf
2018 haben Oliver Machate und zwei weitere Doktorand*innen insgesamt drei Probennahme-Kampagnen in den Pyrenäen unternommen. Jeweils einen Monat waren sie vor Ort. Er betont, dass so eine Expedition „keine Ein-Tages-Sache, sondern ein relativ zeitfressendes Unterfangen“ sei. Die Forscher*innen haben während dieser Zeit ein altes Bauernhaus in einem Dorf auf der französischen Seite der Gebirgskette bewohnt, „wo es weder Handyempfang, noch Bäckereien oder Supermärkte gab und keine Busse fuhren – du bist sozusagen gefangen, aber dafür lebst du in einem schönen, kleinen Haus in einem französischen Dorf“, erzählt Oliver lachend.
Hier das kleine, französische Dorf, in dem die Forscher*innen gelebt haben:
Akribisch geplant
In ihrer Unterkunft haben die Wissenschaftler*innen ihre Wanderungen ins Hochgebirge vorbereitet. Für eine reibungslose Probennahme muss alles genau geplant werden: Zum Beispiel wird Trockeneis zum unmittelbaren Einfrieren der Proben benötigt. Das haben die Forscher*innen vor jedem Gang ins Gebirge in Toulouse gekauft. An manchen Tagen haben sie ausschließlich Materialien für die Wanderungen verpackt, damit Sie möglichst früh losfahren konnten, sobald die Wetterbedingungen günstig waren.
Die Probennahme
Im Gebirge haben die Forscher*innen dann entsprechend ihres Protokolls Proben genommen. Zwei bis drei Bergseen konnten sie an einem Tag aufsuchen und dort unter anderem Sediment- und Wasserproben sichern. Auch die Haut von Amphibien wurde abgestrichen, um sie auf Mikroorganismen hin zu untersuchen.

Die Haut von Amphibien wird mithilfe eines Wattestäbchens abgestrichen. (Foto: Oliver Machate)
Die Ausrüstung
Bei Expeditionen im Hochgebirge braucht das Forschungsteam möglichst leichtes Equipment. Die Gefäße waren zum Beispiel aus Plastik und auf eine Schippe zur Sedimententnahme hat Oliver bewusst verzichtet. Das Schwerste war das Trockeneis, das aber auch bis zu 15 Kilo wiegen konnte. Zusätzlich hatte Oliver natürlich etwas zu Trinken und zu Essen dabei, eine Regenjacke, falls das Wetter plötzlich umschlagen sollte und Wechselkleidung, falls er bei der Probennahme in einem Bergsee landen sollte.
Eine Sache der Fitness?
Unabhängig davon, wie schwer das Gepäck letztendlich ist, muss man für die Wanderungen im Gebirge fit sein. Oliver war früher Triathlet, dennoch waren die Touren auch für ihn anstrengend. Hitze, dann wieder eiskaltes Wasser – das kann den Kreislauf ganz schön ins Wanken bringen. Noch dazu ist man den ganzen Tag unterwegs. Geröll, Glätte und steile Abhänge können verhängnisvoll sein, wenn man nicht trittsicher ist.
Also wenn du nicht fit bist und auch nicht so trittsicher und auch nicht so viel Erfahrung hast im Gebirge, dann ist allein die Probennahme schon eine Herausforderung.
Oliver Machate, Schadstoff-Forscher
Unberechenbares Bergwetter
Gefährlich sind auch überraschende Wetterumschwünge – im Gebirge keine Seltenheit. Gut vorbereitet zu sein, ist auch hier von enormer Bedeutung. So oder so kann das Wetter sehr extrem sein und man ist ihm im Gebirge schutzlos ausgeliefert.
Je nachdem welches Wetter ist, wirst du nass oder fliehst vor einem Gewittersturm oder bist total verbrannt.
Eine Erfahrung, die Oliver mit Gewitterstürmen in den Bergen gemacht hat, könnt ihr hier nachhören:
Arbeit im Team
Forschungsexpeditionen im Team können zudem sozial herausfordernd sein. Hohe Anforderungen, unterschiedliche Erwartungshaltungen oder das Zusammenleben auf engem Raum können Auslöser für Konflikte sein. Oliver hat das so zum Glück nicht erlebt und die Zusammenarbeit mit seinen Kolleginnen sehr genossen. Trotz unterschiedlicher Lebensstile habe der Schutz der Umwelt als übergeordnetes Ziel ihrer Forschung die Wissenschaftler*innen verbunden.
Wir waren auf jeden Fall sehr froh, dass wir uns gut verstanden haben.
Neue Erfahrungen, die motivieren
Oliver hatte bei den Forschungsexpeditionen insgesamt viel Spaß. Sie waren für ihn eine Möglichkeit, neue und außergewöhnliche Erfahrungen zu sammeln. Zusätzlich haben sie ihn zur Weiterarbeit motiviert. Schließlich möchte er die Lebensräume, die er so hautnah erlebt hat, auch schützen.
Das Beeindruckendste, was Oliver in den Bergen erlebt hat, lassen wir ihn lieber selbst erzählen:
Drei Dinge, die laut Oliver auf jeden Fall mit ins Gebirge müssen:
- Gute Schuhe, denn wenn man abrutscht oder umknickt, ist der Tag auf dem Berg gelaufen und man muss noch dazu zusehen, wie man wieder herunterkommt.
- Eine Regenjacke, weil man nie weiß, was hinter dem nächsten Gebirgskamm wartet.
- Genug zu Trinken, weil man extrem viel schwitzt, die Sonneneinstrahlung kann sehr stark sein.
Gilt nicht nur für Forschungsexpeditionen, sondern auch für Tagestouren!
Euch interessiert Olivers Forschungsthema? Dann ist hier ein Beitrag zum Nachhören:
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