Grundmann
21. März 2022 - 11:40
Foto: pixabay
Über ein Jahr Corona-Pandemie und damit verbundene Lockdowns, Kontaktbeschränkungen, ein oft komplett veränderter Alltag - besonders für an Depression Erkrankte eine zusätzliche Belastung. Ein Tag ähnelt dem nächsten, kaum physische Kontakte, fast alles spielt sich in Wohnung oder Haus ab, vielleicht mal ein Spaziergang oder Sport im Freien.
Laut Deutscher Depressionshilfe ist auch für die Allgemeinbevölkerung ohne psychische Erkrankung die aktuelle Situation deutlich belastender als noch im ersten Lockdown. Das zeigt eine veröffentliche Sondererhebung des "Deutschland-Barometer Depression", eine jährliche repräsentative Bevölkerungsbefragung zu Depression. 71% der Deutschen empfinden die Situation im 2. Lockdown bedrückend, im ersten Lockdown waren es 59%. Vor allem die Sorge um berufliche Zukunft und familiäre Belastung spielen dabei eine wesentliche Rolle.
Wir haben auch unsere Twitter-Follower:innen nach ihrer Einschätzung gefragt:
Für einen Online-Beitrag benötigen wir wieder eure Hilfe.
Stimmt gerne ab: #Umfrage #COVID19 #Corona #CoronaVirusDE #lockdown2021 #lockdownEmpfindet ihr die aktuelle Corona- bzw. Lockdown-Situation psychisch belastender als im 1. Lockdown vor einem Jahr?
— mephisto 97.6 (@mephisto976) March 28, 2021
Ob durch die Pandemie die Gesamtzahl der Patient:innen mit Depression gestiegen ist, ist schwer zu sagen. Die Erfassung ist schwierig, da es eine große Dunkelziffer an Menschen gibt, die zwar eine Depression haben, aber keine Diagnose. Ulrich Hegel ist Professor für Psychatrie an der Uni Frankfurt und der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, die in Leipzig sitzt. Er vermutet keinen starken Anstieg durch die Corona-Pandemie:
Wir haben sicherlich keine Depressions-Epidemie. Wir haben [...] eine Bevölkerungsumfrage gemacht und gefragt, wie viele glauben eine Depression zu haben und wie viele tatsächlich eine Depression haben. Das waren etwa 20%, die eine von diesen Antworten gegeben haben. Ein Jahr vorher, also 2019, waren es 21%.
Prof. Hegel, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Dennoch sind es unter anderem, aktuell verstärkt vorkommende, psychosoziale Belastungsfaktoren, die eine Depression auslösen können. Laut Gesundheitsberichterstattung des Bundes können...
...als Auslöser einer depressiven Erkrankung fungieren. Vor allem die Tatsache, dass viele der Faktoren während der Pandemie wohl einen besseren Nährboden haben, macht sie wahrscheinlicher. Für die Psyche eine Zerreisprobe, die über die Länge der Pandemie schwerer zu überwinden ist. Dennoch gibt es noch weitere Faktoren, die eine Depression (un-)wahrscheinlicher machen können, zum Beispiel genetische. Menschen sind außerdem unterschiedlich resilient, können also unterschiedlich gut mit belastenden Lebensumständen und Stress umgehen. Manche leiden sehr unter einer Situation, andere kommen besser damit klar.
Generell ist eine Depressionserkrankung sehr vielschichtig. Der schlimmste Verlauf der Krankheit endet im Suizid. Wer länger als zwei Wochen mindestens zwei der folgenden Haupt- und mindestens zwei Zusatzsymptome aufzeigt, könnte eine Depression haben:
Symptome bei einer Depression (Grafik: Anne-Sophie Tänzer, Quelle: Helios-Kliniken)
... das zeigen Daten der Deutschen Depressionshilfe. Circa 44% der Menschen mit diagnostizierter Depression berichten von einer Verschlechterung des Krankheitsverlaufes im letzten halben Jahr bis hin zu Suizidversuchen - also wie zuletzt beschrieben, dem schlimmsten Verlauf der Krankheit.
Grund dafür ist vor allem die schlechtere Versorgung der Patient:innen: ausgefallene Facharzt-Termine oder abgesagte Therapie-Sitzungen aufgrund von Angst vor Ansteckung. 22% der Menschen in einer akuten depressiven Krankheitsphase bekommen zudem keinen Behandlungstermin (im letzten Lockdown waren es noch 17%).
Der zweite Lockdown hat generell besonders schwerwiegende Auswirkungen auf die Patient:innen: noch weniger Kontakte, stärkerer Bewegungsmangel, verlängerte Bettzeiten. Dabei sind Bewegung, geregelter Schlafrythmus und fester Tagesablauf für Depressionspatient:innen besonders wichtig. Während der Pandemie berichteten 16% der depressiv Erkrankten von einem Rückfall oder der Verschlechterung der Sypmtome, 8% hatten Suizidgedanken. Besonders die tatsächlichen Suizidversuche bereiten Sorgen.
Bewegung und soziale Kontakte können bei einer Depression helfen (Bild: Canva)
Einige Punkte können empfehlenswert sein, sowohl für Menschen mit als auch ohne die Erkrankung:
Den Weg aus einer Depression zu finden, ist definitiv nicht einfach und kann oftmals nicht alleine bestritten werden. Als Angehörige:r kann man den Erkrankten vor allem dadurch helfen, dass man für sie da ist und ihnen Hoffnung schenkt, sie etwa bei der Alltagsplanung unterstützt und den Blick in Richtung Zukunft lenkt.
Außerdem ist es für Betroffene ratsam, sich professionelle Unterstützung zu suchen, etwa beim Arzt, bei Depressionsorganisationen oder Selbsthilfegruppen. Die wichtigsten Kontakte und Links haben wir nochmal auf der rechten Seite zusammengefasst.
Unser Video-Redakteur Raja hat vor einiger Zeit ein Treffen der Leipziger Selbsthilfegruppe “Kreativ gegen Depression" begleitet. Das Video gibt es hier:
Außerdem hat unser Redakteur Alexander sich mit der Frage auseinandergesetzt, was Depression mit Straßenbäumen zu tun hat. Die Podcastfolge gibt es hier zum Nachhören:
Liebe Redaktion,
Liebe Redaktion,
wir würden uns sehr freuen, wenn Sie nach dem erfolgten Interview vor ca. 2 Wochen das Leipziger Bündnis gegen Depression rechts in der Sidebar mit verlinken könnten (https://buendnis-depression-leipzig.de/)
Hinweis: Webseite der Selbsthilfegruppe "Kreativ gegen Depression" gibt es in Leipzig nicht mehr.
Vielen Dank, wir hoffen, dass viele den Beitrag hören bzw. lesen.
Einen guten Wochenstart und sonnige Grüße
Angela Grundmann
Projektleiterin des Leipziger Bündnis gegen Depression e.V.
Website: www.buendnis-depression-leipzig.de
E-Mail: angela.grundmann@buendnis-depression-leipzig.de
Telefon: 0341 67-93 57 24
Vereinssitz und Projektbüro:
Leipziger Bündnis gegen Depression e.V.
Hinrichsenstraße 35
04105 Leipzig
Vereinsregister-Nr. 5466, Amtsgericht Leipzig
Öffnungszeiten:
Montag 14:00-15:30 Uhr
Dienstag 09:00-12:00 Uhr
Mittwoch 14:00-16:30 Uhr