Dasselbe in Rot
Foto: Andreas Funke

Facebook ist nicht das einzige soziale Netzwerk, auf das man auf offiziellem Weg in China nicht zugreifen kann. Auch der Micro-Blogging-Dienst Twitter oder der Instant-Messenger WhatsApp ist nicht zu erreichen. Natürlich gibt es viele Chinesen, die diese Sperrungen über Proxy- oder DNS-Server umgehen – der Großteil der Bevölkerung nutzt jedoch die chinesischen Pendants zu den westlichen Netzwerken.
Sina Weibo vs. Twitter
Die chinesische Alternative zu Twitter heißt Sina Weibo (Weibo bedeutet dabei so viel wie Mikroblogging). Der Dienst hat mit etwa 500 Millionen Mitgliedern ähnlich viele Nutzer wie das westliche Twitter. Jedoch wird davon ausgegangen, dass die tatsächliche Nutzerzahl wesentlich geringer ist, weil viele Konten leer und ungenutzt sind. Ein Phänomen, welches allerdings auch auf Twitter zutrifft. Die Leipziger Medienwissenschaftlerin Maria Faust hat herausgefunden, dass sogenannte Roboterkonten auf Sina Weibo einen höheren Stellenwert besitzen.
WeChat vs. WhatsApp
Eine chinesische Anwendung, die langsam auch Einzug in westliche Smartphones hält, ist WeChat (chin. Weixin). Mittlerweile nutzen mehr als 100 Millionen Menschen außerhalb Chinas den Dienst. Grund dafür könnte sein, dass für WeChat keine Handynummer nötig ist und die App auch als Spieleplattform dient. Viele Nutzer könnten es zudem als Alternative zu WhatsApp sehen, aus der Furcht heraus, dass dort zu viele Daten gesammelt werden. Wie viel sicherer WeChat ist, ist jedoch nicht bekannt.
Funktion und Nutzung
Was die Funktionsweise der chinesischen Pendants betrifft, unterscheiden sie sich häufig kaum von den westlichen Medien. So wird bei Sina Weibo genau wie bei Twitter mit einem @ vor dem Benutzernamen kommuniziert und auch die Hashtags (#) sind dort zu finden. Mit der Frage, ob sich die Nutzung von sozialen Medien zwischen China und der westlichen Welt unterscheidet, hat sich Maria Faust beschäftigt.
Weniger Individualität
Ihre Forschung zeigt beispielsweise, dass auf Sina Weibo Nachrichten wesentlich häufiger kommentiert und weitergeleitet (geretweetet) werden als auf Twitter. Bei westlichen sozialen Medien stünde demnach die Individualisierung der Nutzer im Vordergrund, während bei chinesischen Nutzern mit Weiterleitungen und Kommentierungen ein Zugehörigkeitsgefühl und Konformität erzeugt würde. Trotz der Unterschiede überwiegen laut Maria Faust jedoch die Gemeinsamkeiten in der Nutzung.
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