Das Herz auf der Waagschale
Foto: Shahir Iqbal

Das Totengericht der alten Ägypter: Maat, die Göttin der Gerechtigkeit legt ihre Feder in die eine Waagschale, das Herz des Verstorbenen in die andere. War das Herz rein, so wog es leichter oder ebenso viel wie die Feder. Das Urteil war gefällt und dem Toten das ewige Leben gestattet.
Dieser Mythos war Nährboden für Nabihah Iqbals Debüt „Weighing of the Heart“. Das Cover gibt eine Szene des Totengerichts wieder: Maat, Herz und Feder – alles im perfekten Gleichgewicht.
Ein Zeichen setzen
Auch „Weighing of the Heart“ wird abgewogen. Nicht von Maat, dafür aber von jeder Menge Musikkritiker. Iqbals Erstling zieht nicht nur in ihrer britischen Heimat Aufmerksamkeit auf sich. Da ist sie aber auch längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Seit 2009 gab sie sich den Namen Throwing Shade, legte auf Partys auf und konzentrierte sich vordergründig auf tanzbare, elektronische Beats. Unter ihrem bürgerlichen Namen aufzutreten lag ihr damals noch fern. Iqbal wurde in London geboren, ihre Eltern stammen aus Pakistan. Ein asiatischer Name in der britischen Musiklandschaft? Zu ungewohnt, zu sperrig, zu kompliziert. So Iqbals Fazit.
Mit „Weighing of the Heart“ hat sich das geändert. Nabihah Iqbal veröffentlicht das Album unter ihrem echten Namen. Nicht zuletzt, um sich sichtbar zu ihrer Herkunft zu positionieren.
Düstere Beats, drängende Gitarren
„Weighing of the Heart“ klingt wie eine Reise durch die Unterwelt. Elektronisches Schlagzeug, prominente Basslinien, treibende Gitarren – die Songs wirken dynamisch, aber nicht überdreht. Hinzukommen clever arrangierte Synthies und Iqbals verhaltener, mitunter fern wirkender Gesang. „Zone 1 to 6000“ erinnert besonders stark an den Wavepop der 80er, in Songs wie „Eternal Passion“ oder „Untitled Friday“ ist Iqbal ihr Händchen für Diskobeats anzumerken.
Alles im Einklang
Mit „Weighing of the Heart“ ist Nabihah Iqbal ein sauberes Debüt gelungen. Sie verfolgt zielstrebig das Konzept, das sie vor Augen hat. Das Endergebnis ist ein überlegt arrangiertes, düsteres Album. Es wirkt in sich geschlossen und ausbalanciert – so wie Feder und Herz auf dem Albumcover.
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