Auf der Suche nach der reinen Seele
Foto: Julien Reimer

Die slowenische Stadt Maribor war Europäische Kulturhauptstadt im Jahr 2012. Dort findet Aleš Šteger, der bisher vor allem mit Prosa und Lyrik von sich Reden machte, den Ausgangspunkt seines ersten Romans „Archiv der toten Seelen“. Darin beobachtet er ein eigentümliches Pärchen, das sich zur Karnevalszeit unter die Bevölkerung mischt. Gemeinsam begeben sich der aus Maribor stammende Adam Bely und die kubanisch-österreichische Journalistin Rosa Portero auf einen persönlichen Rachefeldzug. Der Leser wird Zeuge, wie ein Opfer um das andere von der Aufarbeitung einer längst verdrängten Geschichte getroffen wird.
Ein bisschen Kafka in Slowenien
Atmosphärisch dicht beschreibt Aleš Šteger die Abgründe der heutigen Gesellschaft. Dabei hält er sich an einen Stil, der in seiner Absurdität und dem Erzählcharakter immer wieder an Franz Kafka erinnert. Zentral sind für ihn das Thema der Vergebung und die Frage nach der menschlichen Schuld. Dabei verdichtet er raffiniert die Frage, von welchen Motiven Vergebung geleitet wird und dass man selbst niemals frei von Schuld sein kann. Zwar mögen manche Ideen und Vorstellungen, wie etwa die Annahme, die menschliche Seele würde sich im Körperfett festsetzen, auf den ersten Blick verwirren. Umso mehr aber ist es Aleš Šteger mit „Archiv der toten Seelen“ gelungen, einen Krimi vorzulegen, der zum Nachdenken über die eigenen Wahrheiten anregt.
Auf dem Roten Sofa
Eine Reise nach Slowenien unternahmen die Zuhörer von Aleš Šteger auf der Buchmesse. Auf dem Roten Sofa entführte er mit einer Lesung auf einen Friedhof in Maribor. Außerdem sprach über die Bedeutung des Karnevals in der Stadt – einer "Stadt, die steckengeblieben ist".
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