Schlafzimmer Pop
Vielleicht haben Sie bereits von ihr gehört: Clairo. Berühmt geworden ist die Sängerin nämlich (wie so viele heutzutage) über das Internet. Ihr Song „Pretty Girl“ ging viral und zog vor allem Teenager in seinen Bann.
Woran das liegen kann? Ziemlich sicher an Clairo‘s Nahbarkeit. Sie ist schonungslos ehrlich mit ihrem Publikum und erzählt nur von Dingen, die ihr jeder beim Zuhören direkt glauben würde. So authentisch ist auch ihr Debütalbum „Immunity“.
Durch die sanften Lo-Fi Töne, die sich durch die Platte ziehen, wirkt Clairo noch näher. Wer dann noch genauer auf die Texte schaut, wird schnell merken: Alles passt zusammen, kein Track wirkt deplatziert.
Schwere Kost
Und so geht es schon beim ersten Song des Albums mit schweren Themen los. In „Alewife“ geht es um einen Selbstmordversuch, der rechtzeitig von einer Freundin verhindert werden kann. Begleitet von angehauchten Piano Klängen und einer umarmenden Akustik Gitarre, erzählt Clairo davon, wie ihre Freundin Alexa sie davor bewahrt, einen frühen Tod zu sterben. Und das alles ganz sanft und unaufgeregt.
Swear I could've done it
If you weren't there when I hit the floor
Clairo „Alewife“
Doch das Album bietet auch poppige Momente, die nicht unmittelbar melancholisch machen. Im Song „Sofia“ geht es um Clairo’s erste „Girlcrushes“ – also Frauen, zu denen sie sich hingezogen fühlte. Zufällig hießen die meisten davon Sofia, z.B. Sofia Vergara und Sofia Coppoloa. So fühlt sich „Sofia“ an wie ein Liebeslied, feiert aber auch, dass Clairo bisexuell ist – und, dass sich das nicht wie ein Verbrechen anfühlen sollte.
Sofia, know that you and shouldn’t feel like a crime
Clairo „Sofia“
Clairo schafft auf ihrem Debütalbum aber nicht nur textliche Highlights. Auch musikalisch macht sie dabei vieles richtig. Einflüsse aus den verschiedensten Richtungen tragen dazu bei, dass sich die Zwanzigjährige mal mehr „trappig“, mal mehr nach Schlafzimmer Pop anhört. Der Song „Closer To You“ zeigt dabei am besten, dass Abwechslung Clairo guttut, um nicht im gleichbleibenden Klang hängen zu bleiben. Doch davon findet sich deutlich zu wenig auf der Platte. Clairo klingt an manchen Stellen einfach zu sanft, um nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben.
Clairo’s Debüt zeigt, dass die Sängerin Potential hat und auch weiß, wie sie dieses ausschöpfen kann. Ihre sonst im Schlafzimmer selber produzierten Songs verlieren auch mit einer professionellen Produktion im Rücken nicht ihre Authentizität. „Immunity“ zeigt deswegen viel ausgeschöpftes Potential, aber ebenso auch Lücken, die ein wenig mehr Abwechslung hätte füllen können.
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